„Das Hamsterrad des Alltags“ ist vielen Menschen ein Begriff und stellt für Familien zunehmend eine Stressbelastung dar. Als Belastungsfaktoren werden beispielsweise genannt: beruflicher Stress, Doppelbelastung aus der Kombination von Beruf und Familie, Termindruck, Erziehungsprobleme, Umgang mit Konflikten aber auch die eigenen hohen Ansprüche.
„Selbstfürsorge heißt, sich selbst liebevoll und wertschätzend zu begegnen, das eigene Befinden und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und aktiv zum eigenen Wohlbefinden beizutragen.“ *
Wie können wir also Belastungsfaktoren erkennen und diesen – selbstfürsorglich – begegnen?
Da wir grundsätzlich ganzheitlich auf unsere Umwelt und damit auch auf unseren Alltag reagieren, werden für die Selbstfürsorge verschiedenen Ebenen betrachtet:
Körperlich: grundlegende Bedürfnisse, wie Essen, Trinken, Schlaf, Bewegung berücksichtigen
Emotional: die eigenen Gefühle wahrnehmen, Zeit für sich reservieren, bewusst genießen
Kognitiv: sich die eigenen Gedanken, Glaubenssätze, Haltungen bewusst machen und reflektieren
Sozial: fördernde soziale Kontakte aufbauen und pflegen
Werteorientiert: die eigenen Werte leben, Akzeptanz, Dankbarkeit, Bescheidenheit, Zuversicht
andere Formen: Entspannungsverfahren, Pausen einplanen, Hobbys nachgehen, kreativ sein, usw.
Selbstfürsorge beinhaltet folglich zwei wesentliche Aspekte, die wir mit unseren Patient*innen in Gesprächsgruppen erarbeiten:
Diese beiden Aspekte setzen die Bereitschaft voraus, innezuhalten, sich ganzheitlich auf verschiedenen Ebenen wahrzunehmen und konsequent für sich und die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu sorgen.
Wie bei einer langen Wegstrecke, die wir zurücklegen wollen, gilt es die eigenen Kräfte gut einzuteilen und im Alltag immer wieder Stopps zur Energiegewinnung einzulegen. Selbstfürsorge kann hierbei einen wichtigen Beitrag leisten, um langfristig die eigene Balance im Blick zu behalten. Sie kann auch bedeuten, die eigenen Grenzen mehr zu berücksichtigen und gegebenenfalls aktiv um Hilfe zu bitten. Das bedeutet, zu lernen auch einmal „Nein“ zu sagen, Aufgaben zu delegieren – oder auch ganz bewusst zu entscheiden, im Moment aus guten Gründen nichts ändern zu wollen.
Im Rahmen unseres interdisziplinären Klinikkonzeptes begleiten wir unsere Patient*innen gerne dabei, ihren eigenen Weg zu finden. So halten wir unterschiedliche Angebote zur Entspannung sowie für Sport und Bewegung bereit. Auch der Kontakt zu unseren Tieren oder ein achtsamer Spaziergang im Land der 1000 Hügel geben den Anreiz, sich zu finden und sich liebevoll und wertschätzend zu begegnen.
Dahl, C., & Dlugosch, G. E. (2020). Besser leben! Ein Seminar zur Stärkung der Selbstfürsorge von psychosozialen Fachkräften. Prävention und Gesundheitsförderung, 15(1), S. 27-35, S. 29