Achtsamkeit ist das bewusste Wahrnehmen, das ACHTGEBEN auf das Hier und Jetzt. Sie ist folglich eine innere Haltung, die uns exakt im aktuellen Moment sein lässt.
Vielleicht denken Sie gerade: „Selbstverständlich bin ich im Hier und Jetzt – wo denn sonst?“ Doch: Sind Sie das wirklich oder ist es nicht vielmehr so, dass Sie vieles ganz automatisch, ja fast mechanisch erledigen? Sozusagen auf Autopilot agieren und reagieren?
Keine Frage, in unserer schnelllebigen Gesellschaft ist der Alltag oft von Hektik, Stress und Leistungsdruck bestimmt. So mancher nimmt deshalb seine Umwelt und insbesondere sich selbst kaum mehr bewusst wahr, schenkt sich selbst wenig BEACHTUNG. Achtsamkeit ist ein Zustand, der uns lehrt, nicht an den 1000 kleinen Freuden des Lebens vorbeizugehen.
Ein weiterer Grund dafür, dass die Achtsamkeit im täglichen Leben oft untergeht, sind unsere zahlreichen routinierten Handlungen. Wir spulen unsere Gewohnheiten und altgedienten Denk- und Handlungsmuster automatisch ab und gehen infolgedessen dabei eher unachtsam durch den Tag. Wir stehen auf, wir duschen, bereiten das Frühstück zu, belegen Pausenbrote und ziehen los in unseren Tag - wieder und immer wieder, wie ein Uhrwerk. In dieser chronischen Achtlosigkeit laufen wir jedoch Gefahr, an unserem Leben vorbeizugehen, abgekoppelt vom Wesentlichen.
Automatismen sind völlig in Ordnung, solange Sie sich von diesen nicht beherrschen lassen und den Kontakt zu sich selbst behalten. Denn: Routinen können unsere Aufmerksamkeit auch lähmen!
Wenn Sie hingegen achtsam sind, sind Sie ganz im Moment. Anstatt ein Muster abzuspulen sollten wir von der unbewussten Wahrnehmung auf die bewusste umschalten und im Moment ankommen. Stellen Sie sich eine Art inneren Schalter vor, den Sie ganz aktiv betätigen und so vom Automatikmodus in den Achtsamkeitsmodus schalten. Und schon geben Sie Acht auf Ihre momentanen Gedanken, Gefühle, Bewegungen, Handlungen und Sinneseindrücke. Sie beobachten sozusagen, ohne zu bewerten.
JETZT machen, denken, fühlen, riechen, schmecken und hören Sie!
Wie achtsam sind Sie aktuell in Ihrem Leben?
Wissen Sie noch, wie der Kaffee heute Morgen geschmeckt hat? Nein? Dann sind Sie in bester Gesellschaft. Denn wir kochen gedanklich schon Kaffee, während wir noch unter der Dusche stehen, und während wir den Kaffee trinken, beschäftigt uns schon der Verkehr auf dem Weg ins Büro oder was wir unterwegs noch alles erledigen wollen.
Vielleicht ertappen Sie sich auch immer wieder dabei, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, denn das Gegenteil von Achtsamkeit heißt – ganz klar: Multitasking!
Praxis-Tipps für Sie:
Diese Übung hilft vor allem, die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Sie können die Übung vor dem Schlafengehen praktizieren oder in jeder alltäglichen Situation, in der Sie Ihrem deinem Geist einen Moment Pause gönnen möchten. Es gibt viele Alltagssituationen, in denen Sie mit geöffneten Augen und während Sie eine andere Aufgabe erledigen, bewusst und achtsam atmen können: beim Gehen, Händewaschen, Kochen, Warten …
Auch die Gedankenwelt sollte für das eigene Wohlbefinden geordnet werden. Es bringt nichts, ständig darüber zu grübeln, was möglicherweise in der Vergangenheit alles falsch lief und was Sie hätten besser machen können oder müssen. An dem, was gewesen ist, können Sie ohnehin nichts mehr ändern. Ständiges Nachdenken darüber, was in der nächsten Zeit passieren könnte, verschwendet ebenfalls unnötig Energie. Stattdessen tut es gut, die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart zu lenken und sie mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ständige Grübeleien fressen Energie – lassen Sie das nicht zu!
Herzlichst Ihre Gerlinde
Psychosoziale Abteilung der Klinik Alpenhof